Aufholjagd der SG H2Ku ohne Happy End – 29:30

2. Handball-Bundesliga Frauen: Herrenberg verliert gegen HC Rödertal

Um jeden Ball gekämpft: Kerstin Foth und Marie-Christine Beddies von der SG H2Ku Herrenberg zeigen, wie knallharte Defensivarbeit funktioniert Foto: Dimitri Drofitsch/Eibner

Eine richtig gute Schlussviertelstunde reichte den Kuties nicht: Die SG H2Ku Herrenberg verlor in der 2. Handball-Bundesliga der Frauen durch ein Tor in der allerletzten Sekunde knapp mit 29:30 gegen den HC Rödertal.

Artikel vom 01. März 2020

Von Vanessa Frey

HERRENBERG. Ein paar Sekunden stand die Zeit am Samstagabend in der Herrenberger Markweghalle still. Fassungslos starrten die Fans auf das Feld, die Spielerinnen der SG H2Ku ließen enttäuscht die Köpfe hängen, der Gegner tanzte freudig umher. Kurz zuvor hatten die Gäste aus Rödertal genau eine Sekunde vor dem Ende durch Victoria Hasselbusch den Siegtreffer zum 30:29 erzielt. Trotz einer fulminanten Aufholjagd standen die Gastgeberinnen am Ende mit leeren Händen da, doch Trainer Mike Leibssle wusste: „Diese Partie haben wir nicht in den letzten Sekunden verloren, sondern in den ersten 45 Minuten.“

In den Anfangsminuten entwickelte sich vor den knapp 400 Zuschauern ein offener Schlagabtausch mit ordentlich Tempo. Gestützt auf eine gut aufgelegte Laura Waldenmaier im Tor kamen die Kuties ein ums andere Mal über schnelle Angriffe zum Torerfolg. Bis zum 8:8 in der 15. Minute konnte sich keine der beiden Mannschaften entscheidend absetzen. Doch das größte Herrenberger Manko schlich sich bereits in dieser Phase ein. „Unsere Chancenverwertung war katastrophal“, kommentierte Trainer Mike Leibssle die Wurfquote seiner Schützlinge, „insgesamt haben wir im zweistelligen Bereich verworfen.“ Damit brachten sich die Herrenbergerinnen selbst um eine mögliche Führung.

„Auch mit unseren taktischen Undiszipliniertheiten war ich überhaupt nicht zufrieden“, so Mike Leibssle weiter. Eine Reihe von technischen Fehlern ermöglichte es dem HC Rödertal, sich kurz vor dem Halbzeitpfiff mit einem 3:0-Lauf erstmals auf 15:12 zu distanzieren. „Jeden Fehler haben die Rödertalbienen mit einem Gegenstoßtor quittiert, in diesen Situationen sind wir auch nicht gut zurückgelaufen.“ Nach dem Wiederanpfiff erhöhten die Gäste kontinuierlich ihre Führung, denn auch in der eigenen Abwehr verloren die Kuties in Folge komplett den Zugriff. Beim 18:24 aus Sicht des HC schien die Partie 15 Minuten vor dem Ende so gut wie gelaufen.

Gäste-Trainer Frank Mühlner: „Bin kurz um zehn Jahre gealtert“

Angeführt von Marie-Christin Beddies und Lea Neubrander läuteten die Kuties jedoch eine aufopferungsvolle Aufholjagd ein. Saskia Hiller brachte die Halle per Gegenstoßtor zum 26:27-Anschlusstreffer vollends zum Kochen (55.). „Ich habe erwartet, dass es nochmals eng wird, aber das hätte nicht sein müssen, ich bin kurz um zehn Jahre gealtert“, schmunzelte Gäste-Trainer Frank Mühlner. In den Schlussminuten hatten die Kuties gleich mehrfach die Chance auf den Ausgleich, aber erst Kerstin Foth egalisierte 30 Sekunden vor dem Ende per Siebenmeter zum 29:29.

Ein Punktgewinn blieb ihnen dennoch nicht vergönnt, da der HC Rödertal abgezockt den Sieg noch in trockene Tücher brachte. „Meine Mannschaft hat Moral bewiesen und bis zum Schluss gekämpft, leider hat es nicht gereicht“, erkannte Mike Leibssle an. Durch die elfte Niederlage der Saison steht die SG H2Ku weiterhin auf Rang zehn. Nächstes Wochenende ist der SV Werder Bremen, derzeit Drittletzter, in der Markweghalle zu Gast. „Ein Vier-Punkte-Spiel“, stellt Leibssle klar, „da müssen wir liefern, nicht wollen, sondern müssen.“

SG H2Ku Herrenberg: Waldenmaier, Elbert; Schoeneberg (3), Bissel (2), Tuc (2), Bok, Foth (3/davon 2 Siebenmeter), Kühnel, Neubrander (7/2), Hiller (5), Marcikova (3/1), Beddies (4).